Start dieser geschichtsträchtigen Tour ist die Glienicker Brücke in Potsdam, die lange Zeit Schauplatz des Kalten Krieges war. Hier fand der berühmte Agenten- und Gefangenentausch statt. Die Mauer, die West-Berlin bis 1989 hermetisch abriegelte, steht heute zum Glück nicht mehr, so dass Du entspannt entlang des Wannsees radeln kannst.
In Berlin ist europäische Kulturgeschichte natürlich omnipräsent, ob entlang der Straße des 17. Juni, am Reichstag, Brandenburger Tor und Alexanderplatz oder an der East Side Gallery, einer Open-Air-Galerie auf dem längsten noch verbliebenen Stück Berliner Mauer. So wie die ehemalige Grenze zwischen West- und Ost-Berlin unsichtbar ist, gestaltet sich der Übergang von der Großstadt ins ländlich geprägte Brandenburg fließend. Auch hier radelst Du durch eine abwechslungsreiche Landschaft ohne Grenzen mit viel Wasser, in der Berliner Prominente schon in vergangenen Jahrhunderten Zuflucht suchten. Zum Beispiel im alpin anmutenden Buckow mitten im Naturpark Märkische Schweiz, wo Berthold Brecht zusammen mit Helene Weigel seine Sommer am türkisblauen Schermützelsee verbrachte. Im planmäßig vom Preußenkönig „kolonisierten“ Oderbruch finden heute Künstler ein Zuhause: Die leerstehenden Höfe – auch Loose genannt – bieten genug Raum zum Arbeiten und Platz für Ausstellungen. Wie einst im 18. Jahrhundert, als aufwändige Meliorationsmaßnahmen viele neue Plandörfer entstehen ließen, die von Kolonisten aus ganz Europa mit der Aussicht auf eigenes Land ohne Abgaben und Wehrdienstpflicht und freie Religionsausübung besiedelt wurden. Den Schlusspunkt bildet die deutsch-polnische Doppelstadt Küstrin-Kietz/Kostrzyn nad Odrą, die 1945 komplett zerstört wurde. Während die Küstriner Pompeji genannte Altstadt nur noch parkähnlichen Charakter hat, pulsiert das Leben im polnischen Kostrzyn.
Highlights der Kulturgeschichte
Buckow - "Perle der Märkischen Schweiz"
Schloss Neuhardenberg
Festung Küstrin an der Oder
Nicht verpassen!
Der Hauptmann von Köpenick
Wer kennt ihn nicht, den Hauptmann von Köpenick, der nicht mehr als eine Uniform vom Trödel und eine überzeugende Persönlichkeit brauchte, um dem wilhelminischen Militärstaat einen genialen Streich zu spielen? Als Schuster aus Ostpreußen, wegen kleinerer Delikte bereits mehrfach verurteilt, stellte Wilhelm Voigt am 16. Oktober 1906 einen Trupp gutgläubiger Soldaten unter seinen Befehl, besetzte das Rathaus von Köpenick, verhaftete den Bürgermeister und plünderte die Stadtkasse. Ursprünglich zu vier Jahren Haft verurteilt, wurde Voigt, dessen Geniestreich um die Welt ging, 1908 von Kaiser Wilhelm II. begnadigt. Nach seiner Entlassung trat er noch mehrmals als falscher Hauptmann von Köpenick auf, bevor er 1910 nach Luxemburg übersiedelte, wo er 1922 verarmt starb. Neben einem Denkmal am Rathaus von Köpenick gibt es eine Dauerausstellung im Heimatmuseum mit zahlreichen Ausstellungsstücken und informativen Tafeln zur Köpenickiade, die künstlerisch mehrfach verarbeitet wurde, etwa in Carl Zuckmayers Theaterstück „Der Hauptmann von Köpenick“.
Kulturerbeorte im Oderbruch
Nach seiner Trockenlegung ab dem 18. Jahrhundert entwickelte sich das Oderbruch zu einer der interessantesten Kleinlandschaften Europas. Als erste Kulturlandschaft erhielt das Oderbruch 2022 das Europäische Kulturerbe-Siegel, weil die Ideale und die Geschichte der Europäischen Union hier in besonderer Weise symbolisiert werden. Einige der insgesamt 40 Kulturerbe-Orte liegen direkt am Europaradweg R1 bzw. können mit einem kurzen Abstecher erreicht werden. Dazu gehören die Dorfschule Neuhardenberg, die Heimatstuben Letschin, die Bockwindmühle Wilhelmsaue, die Heimatstube Wollup oder das Korbmachermuseum Buschdorf.
Regionale Produkte entlang der Kulturgeschichte
Berliner Bierkultur
Vor 100 Jahren war Berlin einmal Bierhauptstadt, als über 100 Brauereien in der Stadt ansässig waren – mehr als in jeder anderen Metropole der Welt. Das wohl bekannteste Bier ist die Berliner Weiße, ein obergäriges Bier, das seinen Ursprung im 16. Jahrhundert hatte. Es galt als Grundnahrungsmittel, war es doch sauberer als Wasser. Übrig blieb eine Großbrauerei mit lediglich einem Berliner Kindl Weißbier. Doch mit dem Craft Beer Trend aus den Vereinigten Staaten wurde auch die Berliner Weiße wiederentdeckt.
Fangfrischer Fisch auf dem Teller
Regionaler Genuss wird im Seenland Oder-Spree groß geschrieben. In gemütlichem Ambiente können regionale Gerichte mit den besten saisonalen Zutaten genossen werden – am besten mit Seeblick! Besonders zu empfehlen sind die vielseitigen Fischgerichte mit fangfrischem Fisch aus den über 300 Seen und Flüssen.